Bild: iStock/Ryzhi
Von Laura Roth
Künstliche Intelligenz (KI) – für die einen steht es für Innovation und Fortschritt, für die anderen für schaurige Zukunftsszenarien, in denen der Mensch zunehmend von Maschinen dominiert wird. Fest steht jedoch: In keiner anderen Disziplin wirkt sich der Einsatz von KI so sehr unmittelbar auf den Menschen aus wie in den Lebenswissenschaften. KI ist in Medizin und Lebenswissenschaften bereits fester Bestandteil vieler Prozesse in Forschung und Diagnostik. Verfahren und Analysen, die früher Wochen in Anspruch genommen haben, können binnen Sekunden abgeschlossen werden. Die Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, stehen navigierbaren Risiken entgegen. Verbergen sich hinter KI ungeahnte Potentiale oder doch eine zunehmende Überlappung zwischen Mensch und Technologie, für die es weder ethische noch regulatorische Antworten gibt? Was kann die KI in den Lebenswissenschaften heute schon leisten und wo bleiben offene Fragen zurück?
Was bedeutet Künstliche Intelligenz?
Hinter dem Begriff „Künstliche Intelligenz“ verbirgt sich ein Algorithmus, der in der Lage ist, Entscheidungen einer gewissen Komplexität eigenständig zu treffen. Dabei spielt in den Lebenswissenschaften vor allem das maschinelle Lernen, ein Teilgebiet der KI, eine Rolle. Dabei können Informationen so verarbeitet werden, dass der Algorithmus nach einem vorgegebenen Schema Handlungen autonom ausführt. In den Lebenswissenschaften kommt besonders oft das sogenannte Deep Learning zum Einsatz, das heißt eine autonome und maschinelle Generierung von Wissen und Erfahrungen durch Algorithmen. Der Mechanismus verläuft ähnlich wie beim menschlichen Gehirn, das auf riesige Mengen an Information zur Entscheidungsfindung und Handlung zurückgreift. Nach gleichem Muster werden Daten im Sinne von Informationen in die Maschine gespeist, die diese sammelt, auswertet und vergleicht, um anschließend eigenständig Entscheidungen zu treffen und aus den generierten Erfahrungen zu lernen.
KI hat Auswirkungen auf Innovation und Automatisierung
KI kann in den Lebenswissenschaften Bahnbrechendes leisten. So kann sie beispielsweise helfen, umfangreiche Bilddaten mikroskopischer Aufnahmen auszuwerten und bei einem Virus wie Sars-Cov‑2 die Verbreitung vorherzusagen. So nutzt beispielsweise der Konzern Alibaba einen Algorithmus, der laut eigener Angabe in 96 Prozent der Fälle innerhalb von etwa 20 Sekunden anhand von Computertomografie-Aufnahmen erkennen kann, ob ein Patient oder eine Patientin an Covid-19 erkrankt ist oder ob es sich etwa um eine Lungenentzündung im Zuge eines grippalen Infekts handelt – für Ärzte ist dieser Unterschied nicht immer so leicht zu erkennen.
Die KI hat aber nicht nur Einfluss auf die Möglichkeiten in der Diagnostik, sondern auf Fortschritt und Innovation in vielen Bereichen. So ist beispielsweise die schnellere Medikamentenentwicklung ein bedeutsames Einsatzgebiet der KI. Die Wirkstoffentdeckung ist im frühen Stadium sehr arbeitsintensiv, doch Dank der Automatisierung werden die Herstellungs- und Entwicklungsprozesse stark beschleunigt. Unternehmen und Forschende können dadurch Zeit und Geld sparen, sowie Ressourcen effizienter nutzen. Großes Interesse besteht darin, wie KI die Wirkstofffindung und ‑entwicklung beeinflussen bzw. erleichtern kann, also wie KI-Methoden genutzt werden können, um schneller und günstiger geeignetere Entwicklungskandidaten zu identifizieren.
Auch in der Molekularbiotechnologie ist die KI ein revolutionärer Begleiter. Lesen Sie dazu unseren Beitrag zum Start-up PixelBiotech, das Fluoreszenztechniken mit KI kombiniert.
Mensch und Maschine – wer assistiert wem?
Jedoch hat die KI wie jede innovative Technologie ihre Grenzen und Schwächen. Kritiker befürchten, dass gerade im internationalen Wettrennen um eine Vorreiterrolle in dem Einsatz von KI, nicht immer nur verantwortungsvoll mit den Daten umgegangen werde. Auch ethische Herausforderungen, wie beispielswiese die Entscheidungskompetenz einer KI, stehen neben pragmatische Fragestellungen im Raum. Wer haftet zum Beispiel im Falle einer Fehleinschätzung durch die „Maschine“? Wie steht es um die Datensicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz? Wie kann man im internationalen Wettbewerb eigene starke Regularien schaffen, die die Qualität und den Einsatz von KI erhöhen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit auszubremsen?
Ungeahnte Chancen, aber auch unbeantwortete Fragen
KI leistet bereits heute einen großen Beitrag in den modernen Lebenswissenschaften – zum Wohle der Menschheit und ihr Stellenwert wird weiter steigen. Einige ethische Fragen und gesetzliche Rahmenbedingungen bleiben bisher jedoch unbeantwortet und müssen stärker in den gesellschaftlichen Diskurs eingebunden werden. Damit KI weiter Einzug in die Lebenswissenschaften finden kann, bleibt die große Herausforderung bestehen, Antworten auf diese und ähnliche ethischen Fragen zu finden.
Weiterführende Quellen zum Themenbereich finden Sie auf gesundheitsindustrie-bw.de.
Mehr zur Success Story von Pixelbiotech: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/mit-cytogenetik-und-ki-auf-spurensuche
Informationen zu künstlicher Intelligenz in den Life Sciences finden Sie unter folgendem Link: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/kuenstliche-intelligenz-in-den-life-sciences-maschine-als-assistent