Der Corona Impfstoff – das Heilsversprechen zur Überwindung der Pandemie: europäische und nationale Perspektive

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Von Laura Roth

Am 21.12. gaben die Euro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­be­hörde (EMA) und die EU-Kommission in dem soge­nann­ten Rolling-Review Verfahren das erste Corona Vakzin von BioNTech-Pfizer frei. Etwa zwei Wochen später folgte die Freigabe des Impf­stoffs von Moderna. Mit der Zulassung von ersten COVID-19 Impf­stof­fen schafft die Forschung und Wis­sen­schaft in kurzer Zeit, was nor­ma­ler­weise Jahre dauert. Der Impfstoff gilt als beste Chance die Pandemie zu über­win­den. Er stiftet Hoffnung – wenn­gleich vor zu viel Opti­mis­mus gewarnt sein sollte. Daher lohnt es sich, einen Blick auf die Hin­ter­gründe und Ver­tei­lungs­dy­na­mi­ken zu werfen.

Wie ist die Ver­tei­lung des Impf­stof­fes auf EU-Ebene geregelt?

Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich in der euro­päi­schen Impf­stoff­stra­te­gie auf eine gemein­same Aktion zur Impf­stoff­ent­wick­lung und ‑ver­tei­lung auf EU-Ebene geeinigt. Darin wird die Sicher­stel­lung einer aus­rei­chen­den Pro­duk­tion von Impf­stof­fen in der EU durch soge­nannte Abnah­me­ga­ran­tie­ren für Impf­stoff­her­stel­ler ange­strebt. Die EU setzt dabei auf mehrere Her­stel­ler, die unter­schied­li­che Tech­no­lo­gien verfolgen, um das Risiko zu streuen. Neben BioNTech-Pfizer und Moderna befinden sich darunter Astra­Ze­neca, Sanofi-GSK, Johnson&Johnson und CureVac. Die Mit­glied­staa­ten haben dabei das Recht, innerhalb eines defi­nier­ten Zeitraums, zu einem festen Preis, eine bestimmte Anzahl von Impfdosen zu erwerben. Den Mit­glied­staa­ten und ihrer Bevöl­ke­rung wird aus Soli­da­ri­täts­grün­den glei­cher­ma­ßen Zugang gewährt. Die Ver­tei­lung basiert auf Pro-Kopf-Basis. 

Ein Blick nach Deutschland

Nach Erteilung einer Zulassung für COVID-19 Impf­stoffe auf EU-Ebene prüft in Deutsch­land das Paul-Ehrlich-Institut die Impf­stoff­char­gen und erteilt die Freigabe für Deutsch­land gemäß § 32 AMG. Die am Robert Koch Institut (RKI) ange­sie­delte Ständige Impf­kom­mis­sion (STIKO) hat die Aufgabe, Impf­emp­feh­lun­gen für Deutsch­land zu erar­bei­ten und stra­te­gi­sche Fragen wie der Impfstoff am sinn­volls­ten in der Bevöl­ke­rung ein­ge­setzt werden kann, um Todes­fälle und die Virus­über­tra­gung auf ein Minimum zu redu­zie­ren, zu beant­wor­ten. Ein Impfstoff im Rahmen einer globalen Pandemie ist ein begehrtes Gut. Die Res­sour­cen sind begrenzt, sodass zum Impfstart nicht aus­rei­chend Impfstoff zur Verfügung steht, um den gesamten Bedarf der Bevöl­ke­rung zu decken. Der Deutsche Ethikrat und die Leo­pol­dina als nationale Akademie der Wis­sen­schaf­ten haben daher auf Basis ethischer und epi­de­mio­lo­gi­scher Über­le­gun­gen fest­ge­legt, welche Per­so­nen­grup­pen prio­ri­siert werden sollten. Darunter fallen Menschen mit hohem Expo­si­ti­ons­ri­siko oder beson­de­rer Schutzbedürftigkeit. 

Beschaf­fung und Ver­tei­lung der COVID-19-Impfdosen in Deutschland

Der Bund bezieht seine COVID-19 Impfdosen zentral über den euro­päi­schen Beschaf­fungs­me­cha­nis­mus. Aus EU-weiter Bestel­lung fallen dabei 37,2 Millionen Impfdosen von BioNTech-Pfizer auf Deutsch­land mit einer zusätz­li­chen Kauf­op­tion von 18,6 Millionen. Kri­ti­ke­rIn­nen bemängeln dabei die ver­gleichs­weise niedrige Bestel­lung an Impfdosen durch die EU und fordern nationale Nach­ver­hand­lun­gen mit den Phar­ma­un­ter­neh­men – der Erwerb von Impfdosen dar­ge­stellt als Wettlauf gegen die Zeit. Soli­da­ri­tät und Gemein­sinn weichen in Kri­sen­si­tua­tio­nen oftmals Panik und Ver­zweif­lung. Wenn­gleich die Impf­po­li­tik kri­ti­siert werden kann, sollte man sich bewusst machen, dass die operative Ver­tei­lung komplex ist.

In Deutsch­land schaffte das Bun­des­mi­nis­te­rium für Gesund­heit (BMG) für die erste Phase der Impfungen zunächst zen­tra­li­sierte Struk­tu­ren und errich­tete lan­des­weit Impf­zen­tren, um die beson­de­ren Anfor­de­run­gen an Transport und Lagerung möglichst schnell umzu­set­zen. Die orga­ni­sa­to­ri­sche Ver­ant­wor­tung der Impf­zen­tren, sowie die Ein­bin­dung der nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te­schaft und weiterer externer Akteure fällt dabei im Deutschen Föde­ra­lis­mus den Ländern zu. Die Bun­des­län­der erhalten die ihnen zuge­wie­se­nen Impfdosen je nach Bevöl­ke­rungs­an­teil. Lang­fris­tig plant der Bund die Impf­stoff­ver­tei­lung in das Regel­ver­sor­gungs­sys­tem, das heißt in die dezen­trale Ver­tei­lung durch die Apotheken, zu überführen.

Die Hoffnung ist groß, dass wirksame Impf­stoffe die Pandemie beenden und wir langsam zurück in unseren Alltag finden. Aller­dings wird das so schnell noch nicht passieren. Bun­des­kanz­le­rin Angela Merkel betonte zum Jah­res­wech­sel: „So wird es auch noch eine ganze Weile bleiben. Es wird noch eine ganze Zeit an uns allen liegen, wie wir durch diese Pandemie kommen. Der Winter ist und bleibt hart.“

Quellen

1) https://ec.europa.eu/info/live-work-travel-eu/coronavirus-response/public-health/coronavirus-vaccines-strategy_de#eu-impfstoffstrategie

2) https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/Impfstrategie_Covid19.html

3) https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/neujahrsansprache-2021–1834002